
Das Stadttaubenkollektiv
Vorurteile
Bezüglich Stadttauben gibt es leider unzählige Falschinformationen. Gerne werden solche Falschinformationen von Schädlingsbekämpfern verbreitet, da diese mit dem Bekämpfen von Stadttauben viel Geld verdienen. Deshalb könnt ihr hier einige Dinge lesen, die euch vielleicht überraschen werden und die zeigen, wie wichtig die Aufklärungsarbeit zum Thema Stadttauben ist.

Bild: unsplash.com
Falsch: Gefährliche Krankheitsüberträger
Tauben werden oft als Überträger von Krankheiten betrachtet. Besonders Schädlingsbekämpfer, die mit der Taubenbekämpfung viel Geld verdienen, versuchen in der Bevölkerung eine irrationale Angst zu schüren. Aber es ist wichtig zu wissen, dass sie nicht mehr oder weniger Krankheiten übertragen als andere Tiere auch. Tatsächlich sind die meisten Tierarten in der Lage, Krankheitserreger in sich zu tragen und zu verbreiten. Am meisten steckt sich der Mensch jedoch beim Menschen selbst an. Wer nicht den Großteil des Tages ohne Maske in einem Taubenschlag verbringt oder den Kot der Tiere über die Schleimhäute aufnimmt, sollte in der Regel wenig zu befürchten haben.
Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin schreibt dazu: "Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) verwendet in § 2 Nr. 12 den Begriff "Gesundheitsschädling" und definiert ihn als "ein Tier, durch das
Krankheitserreger auf Menschen übertragen werden können", ohne Angabe näherer Kriterien. Da theoretisch jedes mit Krankheitserregern infizierte oder kontaminierte Tier diese Erreger auch auf den Menschen übertragen kann, sofern ein entsprechender Kontakt besteht, und ein diesbezügliches Nullrisiko daher gar nicht zu erzielen ist, können Maßnahmen gegen Gesundheitsschädlinge vernünftigerweise nur dann erlassen werden, wenn besondere Voraussetzungen vorliegen. Im Kommentar zum IfSG werden diese besonderen Voraussetzungen erläutert. So wird festgestellt, dass fast alle Tiere Krankheitserreger auf irgendeine Weise aufnehmen und wieder so abgeben können, dass Menschen infiziert werden können. Daher fallen nicht nur Tiere, die im Kommentar als typisches Siedlungsungeziefer "wie z.B. Ratten, Mäuse, verwilderte Tauben, Kleiderläuse oder Zecken" bezeichnet werden, sondern auch Nutz- und Liebhabertiere
wie Katzen, Hunde und Ziervögel unter den Anwendungsbereich des IfSG. Allein aufgrund der theoretischen Einstufung eines Tieres als "Gesundheitsschädling" können allerdings noch keine Maßnahmen ergriffen werden. Hierfür ist vielmehr zusätzlich das Vorhandensein einer konkreten Gefahrenlage." (Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Stellungnahme "Taubentötungen", 2001)
Und Haak-Wackernagel gibt ebenfalls zu bedenken: "Das alleinige Vorkommen von Krankheitserregern in einer Tierpopulation bedeutet jedoch nicht, dass diese Erreger effektiv auch auf den Menschen übertragen werden. In der Bevölkerung herrscht oft eine irreale Angst vor Krankheitsübertragungen durch Tauben, die von gewissen Interessensgruppen zusätzlich geschürt wird." (Haak-Wackernagel, "Gesundheitsgefährdungen durch die Straßentaube Columba livia" in Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 2006)

Falsch: Aggressiver Kot
Die Universität Darmstadt kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Materialien wie zum Beispiel Granit, Sandstein oder Zement durch Taubenkot nicht beschädigt werden. Hier geht es zum Download des Prüfberichtes.
Übrigens: Der wässrige grün-weiße Kot ist nicht der natürliche Kot der Stadttauben. Es handelt sich schlichtweg um Durchfall, weil die Tiere Abfall essen müssen. Bekommen Stadttauben vernünftiges, artgerechtes Futter, ändert sich auch der Kot zum Positiven. Er ist dann vergleichsweiße fest, trocken und lässt sich recht einfach entfernen.
Quelle: Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Bremen
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Falsch: Unintelligent
Ein weiteres Vorurteil ist, dass Tauben keine intelligenten Vögel seien. In Wirklichkeit sind Tauben ziemlich schlau und haben in verschiedenen wissenschaftlichen Studien gezeigt, dass sie komplexe Aufgaben lösen können.
Quellen: Geo; Peta; Scinexx
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Links eine Stadttaube (kein Wildtier) / Rechts eine Ringeltaube (Wildtier)
Falsch: Wildtiere
Im Gegensatz zu Ringeltauben sind Stadttauben keine Wildtiere, sondern stammen von Menschen domestizierten Haustauben ab. Weiterhin gelangen immer mehr Tauben auf die Straße, da viele aufgelassene Brieftauben nicht den Weg zurück in ihren heimischen Schlag finden oder aufgrund von Erschöpfung oder Verletzungen sich selbst überlassen bleiben. Auch die sogenannten Hochzeitstauben sind immer wieder in den Städten anzutreffen, da diese in der Regel nicht in den heimischen Schlag zurückfinden, sofern überhaupt einer vorhanden ist.
In Berlin wurde bereits 2021 durch die Landestierschutzbeauftragte ein Gutachten veröffentlicht, das aussagt, dass Stadttauben verwilderte Haustiere sind und es die Pflicht der Städte ist, sich vernünftig um die Tiere zu kümmern.
Das Gutachten gibt es hier zum Download.
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Unterernährte Jungtaube mit hervorstehendem Brustbein (Bild: Taubenfreunde Münster)
Falsch: Stadttauben finden genug Essen
Immer wieder hört man, dass Stadttauben angeblich genug Essen finden. Dies ist falsch. Wildtauben ernähren sich zum Beispiel von Samen, Beeren, Insekten usw. und wissen wo die entsprechende Nahrung in der Natur zu finden ist. Stadttauben dagegen haben dies nie gelernt. Sie bewegen sich immer nahe dem Hungertod und müssen daher jede Art von Abfall essen. Dies erklärt auch den bekannten dünnflüssigen grün-weißen Kot, was nichts anderes als Durchfall ist. Bekommen die Tiere artgerechtes Futter, so ändert sich auch der Kot zum Positiven: er ist relativ fest, braun und lässt sich recht einfach entfernen. Durch die Federn bedeckt, ist der dünne Körper nicht zu sehen, so dass viele Menschen glauben, Stadttauben wären normal oder sogar gut genährt.
Quelle: Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Bremen

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Falsch: Taubengurren ist lauter als Vogelzwitschern
Es gibt Menschen, die sich über die Lautstärke des Taubengurren beschweren. In Wahrheit ist es jedoch so, dass Taubengurren nicht lauter oder sogar leiser ist als das Zwitschern vieler anderer Vogelarten. Hier einige Beispiele:
Amsel - bis ca. 85 dB
Buchfink - bis ca. 65 dB
Ringeltaube - bis ca. 60 dB
Rotkehlchen - bis ca. 90 dB
Singdrossel - bis ca. 100 dB
Stadttaube - bis ca. 60 dB
Wintergoldhähnchen - bis ca. 75 dB
Zaunkönig - bis ca. 90 dB